Sabine, Ihre Becherlinge sehen aus wie kleine Schatztruhen, die ein großes Geheimnis bergen…
Ja, das kann man so sehen: In der Tat vergleiche ich die Herangehensweise, mit der ich meine Becherlinge bearbeite, oft mehr mit der eines Bildhauers denn eines Goldschmieds. Hier geht es nicht darum, einem Blech oder Metall durch Verformen eine bestimmte Gestalt zu verleihen. Ich stelle mit den Becherlingen vielmehr eine Art organischen Wachstums zur Schau. Sie entstehen mit Hilfe eines Wachsgussverfahrens: Zunächst baue ich Modelle aus Wachsplatten, die werden dann montiert und gegossen. Jeder Becherling wird dann von mir so lange modelliert, bis er dieses natürliche Strahlen besitzt und den magischen Innenraum in den leuchtendsten Farben präsentiert. Ich möchte dabei auch nicht so perfekt und ohne Spuren sein wie die meisten Goldschmiede. Deshalb zeugen feine Unikat-Bearbeitungsspuren auf der Rückseite von einer gewissen Lässigkeit im Umgang mit der Entstehung.
Wie kommt man zu so einer ungewöhnlichen Gestaltungsidee?
In meinem Fall sicherlich aus der Natur mit ihren vielfältigen und starken Formen. Ich habe lange Zeit die Natur studiert, Pflanzen modelliert und sogar eine Gießanlage gekauft, um perfekte Modell herstellen zu können. Die ersten Modelle waren grauenhaft, doch ich habe mich ständig weiterentwickelt und wirklich im Sinne eines Kunsthandwerkers gearbeitet, der sein Handwerk perfektioniert. Das Wachs als Ausgangsmaterial und die Möglichkeit, an den Wachsmodellen zu arbeiten, hat mich dann enorm weiter gebracht.
Anregungen fand ich aber auch in meiner Lehr- und Lernzeit an der Hochschule für Kunst und Design Halle. Dort war der angewandte Bereich stark und ich habe zahlreiche Anregungen zu Gestaltungen mitgenommen, die anders waren als die klassisch bekannten. Das hat mein Know-how aus der Zeit der Goldschmiedelehre stark erweitert. Mir war klar, dass man von den besonderen Einzelstücken allein zwar nicht leben kann. Aber die Grundidee, etwas abseits vom Mainstream zu machen, war damit geboren.
Wo entstehen diese tollen Schmuckstücke heute?
In meinem Atelier im Harz. Im Jahr 1990 mit der Wende habe ich begonnen, mich dort niederzulassen und bin heute noch immer sehr gerne hier. Das Atelier liegt auf dem Land, ich habe Ruhe zum Arbeiten – und den Kontakt zu Kunden und Kollegen finde ich jederzeit über Messen oder Ausstellungen, wenn ich möchte.
Wer sind die typischen Kunden Ihrer Schmuckkunst?
Das sind oft Frauen – irgendwo zwischen 35 und 75 Jahre alt – die sehr selbstbewusst sind und Wert auf schöne Stücke legen. Oftmals haben sie auch einen Bezug zur Natur und ein Faible für organische Formen wie sie die Natur zeigt. Nicht zuletzt wissen meine Kundinnen um ihren Wert und zeigen mit der Auswahl ihres Schmucks ihren Anspruch an eine feminine Ästhetik.