Yasmin, was hat dich auf die Spitze getrieben?
Die Liebe zur Stofflichkeit und Transparenz und einfach auch die Freude an diesem besonderen handwerklichen Produkt, mit dem wenige arbeiten. Dabei habe ich gar nicht immer mit Spitze gearbeitet: Begonnen habe ich – wie viele andere auch – ganz klassisch mit Perlen, Metall und solchen Dingen.
In der Mode gibt es Spitze als Element ja schon ganz lange – bei der Schmuckgestaltung spielte sie dagegen kaum eine Rolle. Das hat mich sicher auch angetrieben und dazu gebracht, sie in neuer Umgebung weiterzuentwickeln. Mir gefällt einfach auch die filigrane Zartheit in der Dauerhaftigkeit des Metalls.
Bei soviel Spitzenleistungen: Wie hast du dir die Bearbeitungstechniken angeeignet?
Das ging so peu à peu… Zunächst habe ich Indologie studiert, Praktika gemacht und dann eine Goldschmiedeausbildung. Lange Zeit habe ich mich auch mit den Möglichkeiten im Modedesign auseinandergesetzt. Doch ich wollte nicht nur einen kleinen Part innerhalb einer großen Kette übernehmen. Mich hat vielmehr gereizt, ein Produkt von der ersten Idee bis zur Fertigung selbst zu begleiten. So bin ich beim Schmuck gelandet. Das ist heute auch nicht nur Beruf, sondern Berufung für mich. Ein kreatives und gleichsam meditatives Handwerk, in das man vollständig eintauchen und die Welt um sich herum vergessen kann. Das merke ich auch gerne dann, wenn ich mal wieder bis 4 Uhr nachts in der Werkstatt war…
Deine Kollektion ist einzigartig und zeigt eine ausdrucksvolle Ornamentik. Woher kommen deine Ideen?
Ich denke, da kommen bei mir einige verschiedene Einflüsse zusammen: die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Materialien, meine eigenen kulturellen Einflüsse und eine gewisse orientalische Ornamentik. Das ist ganz lustig: Ich bin zwar Halb-Iranerin, in Deutschland aufgewachsen, aber ich habe mich nie tiefer oder bewusst mit orientalischer Ornamentik beschäftigt. Das rutschte so fast unbemerkt oder unbewusst in mein Schaffen. Ich werde immer wieder mal darauf angesprochen, dass man diese Einflüsse sehen kann. Das ist natürlich auch schön zu erfahren, dass das Unbewusste auch beim ganz bewussten Arbeiten eine Rolle spielt.
Ideen gewinne ich auch beim Experimentieren mit verschiedenen Bearbeitungstechniken. Nach meiner Ausbildung habe ich mich zum Beispiel mit Galvanoplastik beschäftigt. Das fand ich spannend, hier über die Technik verschiedene Effekte zu erzielen. Ich habe auch mal einen mumifizierten Frosch abgeformt – nur, um zu sehen, was möglich ist. Gereizt haben mich jedenfalls nicht die glatten Oberflächen und Symbole, sondern differenzierte Muster und Materialien. Und die Reduktion aufs Wesentliche – so auch bei der Wahl meiner Formen wie dem Knoten oder geflochtenen Strukturen: Sie stellen die Rückführung des Stoffs auf sein kleinstes Element dar: den Faden. Und ein Ring ist letztlich die Zusammenführung zweier Schnurenden, die sich umschlingen oder dann zu einem Knoten zusammengefügt werden. Ich hoffe, das wird auch klar, wenn man meinen Schmuck bei Dinky Donkey online kauft.
Was ist dein persönliches Lieblingsstück?
Das ist das goldene Mandala mit dem ich mich lange beschäftigt habe und das einfach eine ganz besondere Ausstrahlung für mich hat.