MEIN SCHMUCK SOLL LUST MACHEN, IHN ZU TRAGEN UND DAMIT ZU LEBEN. Heike Besslich, Schmuckdesignerin
Wie kommt man darauf, die Form einer Litschi in Schmuck zu verwandeln, Heike?
Begonnen hat dieses Interesse während meines Auslandssemesters in Providence, USA, an der Rhode Island School of Design. Im Rahmen einer Exkursion im Fach Schmuckgeschichte haben wir einen Tagesausflug nach Boston unternommen. Dort besuchten wir im Botanischen Museum der Harvard-Universität die Ausstellung „The Glassflowers of Havard“. Zu sehen war die weltbekannte Sammlung von Glasmodellen aus der Pflanzen- und Blumenwelt. Sie wurden von den Brüdern Blaschka in den Jahren zwischen 1887 und 1936 in Dresden geschaffen. Was ich dort sah, war so überwältigend schön, dass ich mir sofort überlegte, wie ich die Formen und Farben der Objekte am besten festhalten könnte. Ich sah in ihnen sofort eine hervorragende Inspirationsquelle. Das Thema begleitet mich bis heute. Dabei geht es mir weniger um die rein florale Dekoration als vielmehr um das Sichtbarmachen von Details einer Blüte, ihrer Fruchtknoten, der Staubbeutel oder Samen und Beeren.
Inspirationen bekomme ich dabei wesentlich aus der Natur selbst, also auch einer Litchischale zum Beispiel. Ich mache vor der Entwicklung eines neuen Schmuckstückes nur sehr selten eine Skizze wie es im fertigen Zustand aussehen soll. Ich finde es sehr spannend, in einem laufenden Arbeitsprozess mit den Materialien von der ersten Idee bis zum fertigen Schmuckstück zu arbeiten – und daraus die Früchte, also die fertigen Schmuckstücke, zu ernten.
Aber auch die Modellbauabteilung eines Spielzeugladens kann eine sehr gute Inspirationsquelle sein! Diesen Tipp hat mir schon mein damaliger Professor während des Studiums in Pforzheim gegeben.
Wurde dir das Schmuckhandwerk in die Wiege gelegt?
Nein, nicht wirklich. Nach dem Abi war ich erstmal auf der Suche nach dem passenden Job – wie so viele. Ich bin ans BIZ (Berufsinformationszentrum) gegangen und habe dort Ordner gewälzt. Irgendwie bin ich am Ordner mit den Infos über Goldschmiede hängen geblieben. Eine Angestellte im BIZ wollte mich damals sofort von meinem Berufswunsch abbringen. Sie meinte, dass es recht hoffnungslos sei, in Konstanz auf einen Ausbildungsplatz in diesem Bereich zu warten – ich solle mich lieber als Krankengymnastin bewerben. Das hat mich nicht sehr überzeugt – und ich habe es dennoch geschafft. Nach einem vierwöchigen Praktikum in Wahlwies am Bodensee bekam ich ein Jahr später dort die lang ersehnte Goldschmiedelehrstelle. Von 1994 bis 1996 verbrachte ich meine Gesellenjahre bei Ulla und Martin Kaufmann in Hildesheim, eine Zeit mit vielen Erfahrungen für mich. Anschließend habe ich in Pforzheim den Studiengang „Schmuck und Gerät“ absolviert.
Seit 2001 bin ich nun selbstständig als Goldschmiedin. Von 2001 bis 2015 habe ich in München gelebt und gearbeitet. Im Jahr 2015 bin ich schließlich in den Landkreis Erding gezogen.
Woran arbeitest du im Moment?
Ich entwickle gerade eine neue Ohrsteckerkollektion. An einigen Stränden in Kroatien habe ich ganz interessante Blümchen und Samen entdeckt, die mich sehr inspiriert haben! Daraus entsteht gerade meine neue Kollektion 2018. Diesen Schmuck kann man bald auch hier online kaufen.